Förderkonzept
Anmerkung: Diese hier beschriebenen heilpädagogischen Ansätze gelten so oder in abgewandelter Form auch für andere Entwicklungsschwierigkeiten und Behinderungen.
Konzept zur Förderung von Kindern mit Entwicklungsretardierung oder autistischen Zügen:
Aus der Frühförderung kommend, verändern wir im Zusammenwirken von Eltern und Fachleuten die Situation von Vorschul- und Grundschulkindern mit Entwicklungsschwierigkeiten und / oder Behinderung und Kindern, die von Behinderung bedroht sind.
Ihre individuellen Fähigkeiten werden gestärkt und der Bezug zu anderen und zu sich selbst wird verbessert. Das soziale Umfeld wird in den Kompetenzen unterstützt, das einzelne Kind mit seinen Stärken und Schwierigkeiten am Leben in der Familie und der Gesellschaft anzunehmen und Teilhabe zu gewährleisten.
Heilpädagogische Förderung:
Die heilpädagogische Förderung von Kindern mit Entwicklungsretardierung oder autistischen Verhaltens-auffälligkeiten hat das Ziel Teilhabe zu ermöglichen. Die Definition der Teilhabesituationen erfolgt durch das Kind und sein Umfeld.
Kommunikation/ Imitation/ Sprache
Die Kommunikation ist häufig ein besonderes Problem von Kindern mit Entwicklungsretardierung oder autistischen Verhaltensauffälligkeiten. Durch eine eingeschränkte Imitationsfähigkeit sind sie nicht oder nur
in Ansätzen in der Lage, auf Verhalten und Sprache zu reagieren und diese zu wiederholen, um sie als Kommunikationsmittel zu benutzen. Imitation spielt zudem eine bedeutende Rolle beim sozialen Lernen. Kinder lernen, wie man sich benimmt, mit anderen kooperiert und auf andere reagiert, indem sie Interaktionen beobachten und imitieren. Daher ist ein erster und ständig zu beobachtender Förderschwerpunkt in diesem Bereich zu setzen.
In der motorischen Imitation und motorischen Förderung liegt häufig der Startpunkt der Förderung, da eine Motivation über den Spaß an der Bewegung leichter zu erreichen ist.
Der Einbezug der Sprache, dem Blickkontakt etc. erfolgt stetig. Alle Mitarbeiterinnen sind zudem im Bereich der unterstützenden Kommunikation geschult.
Wahrnehmung:
Autistische Kinder haben in der Regel Schwierigkeiten sensorische Informationen zu selektieren, organisieren und integrieren. Daher können sie Situationen oft nicht erfassen, verändern und anpassen. Sie reagieren ängstlich und zeigen Überforderungshandlungen. Eher verfolgen sie ihre eigenen Impulse und Verhaltensweisen oft sehr strukturiert und gleich bleibend. Zu dem fällt es ihnen schwer, ihre Aufmerksamkeit zu lösen und auf etwas Neues zu richten und das schnell und flexibel zu tun.
Hier besteht eine Förderung in der Stärkung der einzelnen Sinnesbereiche und ihrer langsamen Vernetzung. Eine besonders starke Visualisierung von Aufgaben zur Erleichterung der Wahrnehmungsverarbeitung, aber auch der kognitiven Verarbeitung ist hier eine Methode.
Kognitive Leistungen:
Förderschwerpunkte liegen hier in der Verbesserung der Gedächtnisleistungen zur Stabilisierung der Handlungsplanung und dem Umgang mit Personen und Gruppen, eine Stabilisierung der Orientierung in Raum und Zeit zur Verbesserung der emotionalen Stabilität sowie eine Erweiterung der Aufmerksamkeitsspanne.
Zusätzlich sollen vorhandene Fähigkeiten stabilisiert und ausgeweitet werden. Die grundlegende Akzeptanz und das Interesse an besonderen kognitiven Verarbeitungsmöglichkeiten sind uns hier wichtig, um ein Verständnis für Lernen zu entwickeln und zu unterstützen.
Förderungsabläufe:
Basierend auf vorliegenden medizinischen und pädagogisch- psychologischen Diagnostiken wird in den ersten Wochen und Monaten eine Beziehung zum Kind und der Familie aufgebaut, in der es möglich ist, das Kind zum Spiel und zur Bewegung zu motivieren. Hier werden die vorhandenen Potentiale des Kindes genutzt und ausgeweitet.
Die Förderinhalte sowie die notwendigen Räumlichkeiten werden dem Kind entsprechend strukturiert und organisiert. Hier liegen der Förderung die Grundsätze einer heilpädagogischen Förderung und des TEACCH-Ansatzes zugrunde:
- Fachkompetenz der MitarbeiterInnen über die Problematik des Kindes, hier der Entwicklungsretardierung
- Individualisierung, d.h. der Förderplan, Material und Räume werden individuell auf das Kind zugeschnitten
- Orientierung an den Stärken des Kindes: Nicht gegen den Fehler, sondern für das Fehlende!
- Kontinuität von Diagnostik und Behandlung: Die Förderung begleitet eine Förderdiagnostik mit Beobachtungs- und Testdiagnostik (z.B. PEP-R, K-ABC etc.)
- Strukturierung und Visualisierung: zur Gestaltung des Umfeldes, um Orientierung zu bieten und ein Verstehen, Lernen und Handeln zu erleichtern.
- Methodenvielfalt für ganzheitliche Förderung: statt sich einer einzelnen Therapierichtung zuzuwenden, werden individuell Methoden und Techniken im Rahmen der Förderung eingesetzt, die sinnvoll erscheinen. In unserer Praxis z.B. Wahrnehmungsförderung nach Ayres/Döring, Psychomotorik, Basale Kommunikation, gebärdenbegleitete Sprachentwicklung, heilpädagogische Spielförderung, Methoden der Entspannungspädagogik, Methoden der Musiktherapie, Lernförderung und Methoden der Verhaltenstherapie, Methoden der kognitiven Psychologie und vieles mehr
- Kommunikationsorientierter Ansatz: Es geht um die Verbesserung des Verständnisses des Kindes und seiner Umwelt, damit die Teilhabe des Kindes im Rahmen der sozialen Umwelt zunehmen kann.
- Zusammenarbeit mit Eltern: Nur im Voneinanderlernen und Miteinanderarbeiten kann ein für alle Seiten kann ein Teilhabeziel nah an den Wünschen und Bedürfnissen des Kindes erreicht werden.
Grenzen der heilpädagogischen Förderung:
Die heilpädagogische Förderung basiert auf dem ganzheitlichen Förderansatz und dem Konstrukt einer Entwicklungsretardierung bzw. Störung. Die Grenzen dieses Ansatzes finden sich dort, wo eine gezielte Methode z.B. Psychotherapie, spezielle Verhaltentrainings einsetzen müssen oder Methoden der Förderung für das Kind und die Eltern sinnvoll werden, die unsere Praxismöglichkeiten überschreiten oder andere Fachkompetenzen (psychologisch/psychiatrischer Art) notwendig machen.
Rahmen der Förderung:
Unserer Erfahrung nach ist es bei Kindern mit autistischen Verhaltensweisen im Vorschulalter sinnvoll, sie in ihrer Tageseinrichtung (Kindergarten, Kindertagesstätte) zu fördern, da hier viele Probleme der Teilhabe direkt wirksam werden und gemeinsam mit den ErzieherInnen verändert werden können.
Das Einbeziehen der Eltern ist aber auch hier wesentlich notwendig! Wenn möglich sollten die Eltern regelmäßig an der Förderung teilnehmen.
Eine ambulante Förderung in den Praxisräumen wird immer dann notwendig, wenn die Notwendigkeit von möglichst reizarmen Räumen besteht oder der Einbezug der Eltern nur so gewährleistet werden kann.
Hier sollte insgesamt ein sehr flexibler Rahmen gewählt werden.